ROSE of Vero Beach Inc.
in Vero Beach/Florida
Statt Gehäusen: Häuser im tropischen Florida
Ich hatte vor etwas Neues – ganz anderes zu tun. Mit den Käufern meines Unternehmens ROSE hatte ich ein 10 jähriges Wettbewerbsverbot vereinbart. Das wäre wahrscheinlich nach Auskunft meiner Anwälte nicht haltbar gewesen. Es gilt in Deutschland das Prinzip: Weltweite Beschränkung der Tätigkeit = kurzer Zeitraum. Lokale Beschränkung der Tätigkeit = langer Zeitraum. Das bedeutet z. B., wenn man eine lokal tätige Müllabfuhr verkauft darf der Zeitraum lang sein, da man in kurzer Distanz eine neue Tätigkeit auf dem gleichen Sektor starten kann. Gilt das Wettbewerbsverbot weltweit gibt es keine „zweite Welt“ wo man tätig sein kann. Ich hatte aber keine Ambitionen, kurzfristig Neues zu beginnen. Auf meinen Reisen kam ich auch nach Florida. Ein Geschäftsfreund hatte sich dort im Norden des Sonnenscheinstaates in St. Augustin niedergelassen. Es reizte schon sehr, das ganze Jahr Sommer zu haben und auf den europäischen Winter zu verzichten. Wir wollten uns aber ganz Florida anschauen, bevor wir uns für einen Ort entschieden. So bereisten wir die Ost- und die Westküste. Ein kleines Städtchen an der Ostküste, 70 km südlich vom Weltraumbahnhof Cape Kennedy und 150 km nördlich von West Palm Beach hatte es uns angetan: In Vero Beach kauften wir vier Grundstücke in direkter Wasserlage. Zwei weitere auf den Florida Keys – genauer gesagt auf Ramrod Key. Im Nachbarort erwarben wir eine Zitrusplantage mit 1.500 Orangen- und Grapefruitbäumen auf gut 80.000 qm Fläche. Wir bauten uns ein Haus auf der Halbinsel Cache Cay. Als es fertig war überlegten wir, was wir mit dem erstandenen Grundbesitz anfangen. Unsere Entscheidung: Häuser drauf bauen und diese dann voll erschlossen verkaufen. Um das vernünftig abzuwickeln brauchten wir eine Firma. So kam es im Jahr 1982 zur Gründung der ROSE of Vero Beach Florida Inc.

Rose-Haus auf Ramrod Key, Florida
Die Tätigkeit der Firma bestand darin, die gekauften Grundstücke zu bebauen und als schlüsselfertige Objekte komplett zu verkaufen. Eine weitere Aufgabe war, die Zitrusplantage zu verwalten. Wir wohnten sechs Monate in unserem Haus in Vero Beach mit tropischem Garten, Schwimmbad und Bootssteg. Den Bau des Hauses hatte ich einem Nachbarn übertragen, einem ehemaligen Lehrer der jetzt Häuser baute. Außer unserem Haus baute ich in der Zeit von 1982 bis 1985 drei weitere Häuser, die ich mit mäßigem Gewinn verkaufte. Es waren sogenannte „Spec-Häuser“, von „speculation“, also Häuser bauen und versuchen sie so teuer wie möglich zu verkaufen. Am ersten Haus verdiente ich ganz ordentlich, etwa 10 % vom Verkaufspreis. Die weiteren Häuser konnte ich nur mit einer geringeren Marge verkaufen. Jahre später zurückblickend hätte ich besser daran getan, die Grundstücke zu behalten und auf bessere Preise zu waren. Mitte der 90er Jahre hätte ich die Grundstück zum Fünffachen dessen verkaufen können, was ich ursprünglich bezahlt hatte. Der Grund: Wassergrundstücke sind nicht vermehrbar. Je mehr gebaut wurde, desto rarer wurden sie und entsprechend stiegen die Preise. Aber später weiß man immer alles besser.

Das ROSE-Anwesen in vero beach
Orangenfarmer in Florida
Erfahrungen mit einer Zitrusplantage
Mit der Orangenplantage war es ähnlich wie mit den von mir gebauten Häusern. Die Maklerin hatte mir zum Kauf der Plantage geraten, weil in der Nähe in Ft. Pierce ein neues Shoppingcenter gebaut wurde. Zunächst wollte ich die Plantage aber bewirtschaften. Ich machte einen Vertrag mit einer Firma mit dem Namen Noelke in Ft. Pierce. Die übernahmen alles: Die Bewässerung, die Düngung, das Entfernen des Unkrauts und schließlich auch die Ernte und den Verkauf der Früchte. Die Ernte selbst war fest in den Händen der Afroamerikaner. Zur Ernte pflückten sie beidhändig und die Früchte, wurden in große Kisten geschüttet, die gleichzeitig als Maßeinheit dienten.
Die Plantage bestand aus einem Mix von Zitrusfrüchten: den hervorragen schmeckenden Navels, den Saftorangen der Sorte Valencia sowie Grapefruit- und etlichen Mandarinenbäumen.
Ich lernte viele neue Dinge als „Zitrusfarmer“. Ich erfuhr von den Bedrohung der Plantagen durch seltsame Krankheiten wie der Bäume wie „Citrus-Canker“. Der macht alle Bäume von der Wurzel her kaputt. Wenn auch nur ein Baum davon befallen ist wird die ganze Plantage entschädigungslos von den Behörden abgebrannt.

Als ich die Plantage übernahm wurde sie mit artesischem, Jahrtausende altem Wasser aus 700 m Tiefe bewässert. Die Plantage war wie ein Kartoffelacker angelegt, mit Furchen und Hügeln nur breiter als bei Kartoffeln. Das Wasser wurde durch die Furchen geleitet und sollte so die Wurzeln der Bäume bewässern. Das war natürlich sehr unattraktiv. Nach zwei Jahren war es aus mit dem Wasser und ich musste neu bohren lassen. In 1.100 m Tiefe stießen wir wieder auf Wasser, installierten eine Pumpe und ließen ein neues Bewässerungssystem verlegen. Nun bekam jeder Baum tröpfchenweise Wasser und es wurde nichts mehr vergeudet. Die Bohrung in 100 mm Durchmesser kostete mich 10.000 $ und das Bewässerungssystem noch einmal genau soviel. Im ersten Jahr machten wir einen ordentlichen Gewinn. In den Folgejahren machte ich wie viele die Erfahrung, dass das große Geld von den Großen der Branche gemacht wird: Libbys, Sunkist etc. Die privaten Farmer und Plantagenbesitzer sind ganz schön unter Druck. Das Einkaufszentrum ging Konkurs, somit wurde es nichts mit der erhofften Wertsteigerung. Ich behielt die Plantage 20 Jahre und besaß sie noch, als ich schon längst wieder in Deutschland tätig war. Dann verkaufte ich sie. 160.000 $ hatte ich bezahlt, von den zusätzlichen Investitionen abgesehen. 400.000 $ bekam ich. Ist das ein gutes Geschäft? Ich denke nicht, wenn man die Geldentwertung von 20 Jahren berücksichtigt. Später bin ich wieder einmal hingefahren um zu sehen, was aus meiner Plantage geworden ist. Es war kein Orangenbaum mehr da. Wo sich meine Zitrusplantage befand hatte jetzt jemand eine Palmenplantage angelegt. Aber die interessante Erfahrung möchte ich nicht missen.
Schalter für die USA
Moderne Lichtschalter für einen konservativen Markt
Beim Häuserbauen machte ich die Erfahrung, dass es in den USA und Kanada keine modernen Lichtschalter wie in Europa und im Rest der Welt gibt. Da das nordamerikanische Installationssystem sich grundsätzlich vom europäischen System unterscheidet. ist ein Export vom Rest der Welt in die USA ausgeschlossen. Die Amerikaner verlegen ihre Leitungen in Metallrohren, die Europäer verwenden überwiegend kunststoffummantelte Flachkabel und im kleinen Umfang bei Aufputz Installationen Kunststoffrohre. Auf diese Metallrohre ist auch das amerikanische Schaltersystem abgestimmt. Es bleibt also nur die Möglichkeit, in Nordamerika für die USA und Kanada etwas zu entwickeln. Ich hatte das vor und bat meinen damaligen Freund Werner Stefan gemeinsam ein Programm zu entwickeln. Er kam nach Florida und wir arbeiteten an einem mit dem Angebot am Markt verglichenen schickes Flächentaster-System. Wir stellten das bis zum Musterbau fertig. Werner entwickelte dazu eine Steckdose mit Kindersicherung, die wir zum Patent anmeldeten und erhielten. Damit ausgerüstet flog ich zur „Lightingshow“ nach San Francisco. Dort stellte ich meinen Musterkoffer vor und fand viel Begeisterung. Ich sprach mit einem einen Mitarbeiter der Firma LEVITON, Marktführer für Installationsschalter etc. nach seiner Funktion. Ich bin der Vertreter für Nord San Francisco eröffnete er mir. Amerikaweit gäbe es 700 Außendienstmitarbeiter und es wären mehr als 10.000 Mitarbeiter bei seiner Firma beschäftigt. Das machte mir ob der Größe meines größten Wettbewerbers Angst. Ausschlag gab dann aber ein Gespräch mit meinem Patentanwalt, Herrn Palmer in Vero Beach. „Man wird Sie nicht empor kommen lassen“, sagte er. Sie können anfangen und bei Erfolg ihr junges Unternehmen nach drei Jahren mit Profit verkaufen. Aber ein Familienunternehmen auf diesem Markt aufzubauen wird Ihnen nicht gelingen. Ich hatte schon mit der Stadt verhandelt und mir Grundstücke angesehen. Wieder in Deutschland machte ich noch einen Versuch. Ich fuhr zur Firma GIRA nach Radevormwald und hatte ein Gespräch mit dem Geschäftsführer. Er war sehr erstaunt, dass ich mich auf den amerikanischen Markt einlassen wollte. Damals hatte Gira 400 Beschäftigte. Er meinte, wir trauen uns nicht auf den nordamerikanischen Markt mit speziell dafür entwickelten und zugeschnittenen Produkten. Da verließ mich endgültig mein Mut und ich beschloss, mich nach Ablauf der Sperrfrist auf vertrautem Gebiet zu betätigen, nämlich dem der „Gehäusetechnik“.

Links: typischer US-Lichtschalter. Rechts: Friedhelm Roses Entwürfe für Schalter ohne sichtbare Schrauben.
Voraussetzung für die Tätigkeit auf dem Gebiet meines größten beruflichen Erfolges war, neue Wege zu gehen und nicht früheres zu kopieren. Ich hatte einen Vertrag mit den Käufern von ROSE, 10 Jahre lang nicht als Wettbewerber am Markt tätig zu werden. Es konnte mich aber niemand daran hindern, über neue Techniken nachzudenken. Um Gehäuse noch effektiver zu machen und mehr Platz für Einbauten im Gehäuseinnern zu schaffen, entwickelte ich das „Einkanalsystem für Metallgehäuse“ und ließ es mir in Europa und in den USA patentieren. Diese Idee sollte die Grundlage für ein neues Unternehmen in Deutschland sein. Inzwischen war ich 52 Jahre alt geworden und es war eine weitere wichtige Voraussetzung für mich, dass die nächste Generation dabei war. Ich fragte Matthias ob er Lust hätte, dabei zu sein. Er hatte und so gründeten wir beide gemeinsam im Jahr 1986 die Firma „ROLEC Gehäusesysteme Rose + Rose GmbH“.
ROSE-Anwesen, Vero Beach, Florida
Direkt am Wasser gelegen mit eigenem Bootsanleger. Cache Cay 55 in Vero Beach.


So ließ sich die erzwungene Auszeit genießen: Gegen Insekten geschützter Poolbereich und Blick aufs Wasser.
„Mitte der 90er Jahre hätte ich die Grundstück zum Fünffachen dessen verkaufen können, was ich ursprünglich bezahlt hatte. Der Grund: Wassergrundstücke sind nicht vermehrbar. Je mehr gebaut wurde, desto rarer wurden sie und entsprechend stiegen die Preise.“

Friedhelm Rose
Gründer von ROSE of Vero Beach Inc.
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